Warum geht der Zustand des Wassers jeden etwas an?
Wasser ist die Lebensgrundlage überhaupt und verbindet alle Lebensformen miteinander. Das Wassersystem in Luxemburg ist wachsenden Belastungen ausgesetzt. Letztendlich hängt die Qualität von Wasser als Lebensraum für vielfältige Arten und die Wasserversorgung des Menschen in Flusseinzugsgebieten größtenteils vom Zusammenspiel von drei Haupt-Faktoren ab:
Mit einem Zuwachs von rund 10.000 Personen pro Jahr ist Luxemburg seit Jahrzehnten proportional bei jetzt rund 620.000 Einwohnern das schnellst wachsende Land in der EU. Zusätzlich kommen täglich noch knapp 200.000 Pendler ins Land.
Trotz der gesetzlich bindenden Vorgabe in der EU Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und dem entsprechenden Luxemburger Gesetz (Loi modifiée du 18 décembre 2008 relative à l‘eau) den Wasserzustand bis spätestens 2027 zu verbessern, ist von knapp über 100 untersuchten Wasserkörpern kein einziger in einem guten ökologischen Zustand. Generell ist der Nährstoffgehalt zu hoch, wenige Gewässer bieten Fauna und Flora genügend Lebensraum, und es fehlt an Habitaten und Struktur, die die Gewässer nur entwickeln können, wenn sie genügend Platz haben und durch Gewässerrandstreifen geschützt werden. Offizielle Daten sind über das Geoportail zugänglich.
Es gibt drei Möglichkeiten mit dem Forscherteam an der Universität Luxemburg ein längerfristiges Citizen Science Projekt zu planen.
1. Wiederholte Datensammlung mit Schulen oder in Firmen als Teil eines Corporate Social Responsibility Programms
Mit etwas Vorlauf (ca. 3 Wochen) kann das Citizen Science Team vieles möglich machen. Gerne arbeiten wir mit Lehrer*innen und Firmen, die daran interessiert sind, mit Schüler*innen (und Eltern) sowie Arbeitnehmer*innen über längere Zeit (mind. 2 Monate oder auch über mehrere Jahre) wiederholt Daten an den gleichen Stellen zu sammeln. In diesem Fall kann auch eine breitere Palette interessanter Indikatoren gemessen werden, mit etwas anspruchsvolleren Testkits.
Hierzu bieten wir ein kurzes Training der Personen an, die Zuständigkeit hierfür übernehmen möchten.
2. Co-Design eines eigenen Indikatorensets und Internet Portals für einen bestimmten Zweck
Das Forscherteam kann eine kleine Anzahl zielgerichteter Citizen Science Projekte durch engagierte Organisationen unterstützen, in denen ein Projekt-eigenes Citizen Science Indikatorenset für einen bestimmten Zweck für eine bestimmte Gruppe in einem Ko-Design Prozess erstellt wird. Voraussetzung ist, dass die Datensammlung durch engagierte Teilnehmer*innen über eine längere Zeitspanne gewährleistet ist. Pilotprojekte mit dem Geopark Müllerthal und der Gemeinde Niederanven sind gestartet. Berichte über diese Projekte findet ihr hier: Workshop 1 – Müllerthal, Workshop 2 – Müllerthal, Workshop Syr.
Das in den Co-Design-Workshops konzipierte Citizen-Science-Tool ermöglicht dann die Datenerhebung und -auswertung in Bezug auf ortsangepasste und von Ortsinteressen geprägte Indikatoren und setzt sich zusammen aus einem Kit, einer App und einem Web-Interface. Das Kit besteht aus einem Set von Werkzeugen, die zur Datenerhebung benötigt werden (z.B. Messinstrumente). Die App ermöglicht die Dateneingabe. Das Web-Interface dient zur Datendarstellung und ermöglicht ihre Auswertung. Die Komponenten werden auf bestehenden Citizen-Science-Elementen und -Tools aufgebaut. Ein wichtiges Thema in der Entwicklung ist die Datendarstellung und -zugänglichkeit. Die Web-Plattform soll alle Citizen-Science-Daten, die im Rahmen des NEXUS CITIZEN SCIENCE Projekts erhoben werden, zusammenführen. Jede Gruppe entwickelt ein Indikatorenset von besonderem Interesse in ihrem Rahmen und für ihr Anliegen, die verschiedenen Sets haben auch Schnittmengen.
Das Pilotprojekt wird im Rahmen einer Dissertation durch Herrn Karl Pickar an der Universität Luxemburg in enger Zusammenarbeit mit Prof. Muki Haklay und seiner Forschungsgruppe Extreme Citizen Science (ExCiteS) am University College London durchgeführt. Karl Pickar ist auch Mitglied im Team des NEXUS FUTURES Projekts. Die Doktorandenstelle wird durch die Universität Luxemburg im Rahmen der Unterstützung von interdisziplinären Forschungsprojekten finanziert.
3. Das jährliche internationale WaterBlitz Event mit Earthwatch
Der WaterBlitz Luxemburg wird bereits zum zweiten Mal von der Universität Luxemburg in Zusammenarbeit mit Earthwatch organisiert und läuft parallel zu drei weiteren Veranstaltungen in London, Dublin und Paris. Im Jahr 2019 haben über 80 Freiwillige in rund 50 Oberflächenwasserkörpern über 100 Datenpunkte gesammelt. Aus diesen Daten konnten bereits wertvolle Informationen über den Zustand der luxemburgischen Gewässer gewonnen werden. Die WaterBlitze werden von der Royal Bank of Canada finanziert, als Teil ihres kontinuierlichen Engagements für die lokale Wasserqualität.
Der nationale Bewirtschaftungsplan nach WRRL (2021-2027) untersucht die Belastungen der Grundwasserkörper und der Oberflächenwasserkörper und schlägt einen Katalog mit Lösungsansätzen im Maßnahmenprogramm vor, die es ermöglichen, einen guten Zustand der Oberflächen- und Grundwasserkörper zu erreichen. Der Entwurf kann durch jeden Bürger in den nächsten sechs Monaten eingesehen werden und die Meinung jedes einzelnen Bürgers wird während dieser Öffentlichkeitsbeteiligung gehört.